Donnerstag, 25. September 2014

TUMULT – Herbst 2014

TUMULT Zeitschrift Herbst 2014

„‚Wenn sie ›Optionen haben‹ brauchen Sie nicht viel von dem, was gemeinhin als Intelligenz, Wissen, Einsicht, Erkenntnis bezeichnet wird – all diese komplizierten Sachen, die in den Hirnzellen stattfinden. Denn Sie müssen gar nicht allzu häufig recht haben. Sie brauchen lediglich die Weisheit, keine unintelligenten Dinge zu tun, mit denen Sie sich selbst verletzten könnten (bestimmte Unterlassungshandlungen); und die Weisheit, günstige Resultate, wenn sie sich ergeben, zu erkennen.‘ (Taleb, a.a.O., S. 259 f.)“

Hermann Rauchenschwandtner zitiert Nassim Nicholas Talebin in dem an Fußnoten sattesten Beitrag dieser Ausgabe: 'Von der Denkökonomie zur Optionalität der Welt' .

 Was?

Triebfeder von TUMULT ist folgende Grundannahme: „In der öffentlichen Meinung online und offline lässt hoher Konsensdruck die proklamierte Vielstimmigkeit zur selbstgefälligen Inszenierung werden.“ Weniger aus Selbstgefälligkeit, mehr aus Faulheit sei hier auch weiter die Selbstauskunft der TUMULT-Website zitiert:

„Das Projekt TUMULT existiert als Publikation seit 1979 – ursprünglich initiiert im Kreis um Michel Foucault als Zeitschrift in französischer, italienischer und deutscher Version, schließlich in Gestalt einer unregelmäßig fortgesetzten Reihe von Themenbänden, redigiert von deutschen und österreichischen Geistes- und Sozialwissenschaftlern. Die mittlerweile ca. 40 Bände umfassende Reihe trug anfangs den Namen TUMULTZeitschrift für Verkehrswissenschaft und wurde zu Beginn der neunziger; Jahre in TUMULTSchriften zur Verkehrswissenschaft umbenannt. In ihrer wechselvollen Geschichte wanderte sie durch insgesamt acht Verlage.“

Es ist kaum möglich TUMULT thematisch festzulegen. Sicherlich stehen die Macher mit einem Fuß im geisteswissenschaftlichen akademischen Betrieb. Mit dem anderen möglicherweise ganz gerne mal in einer Galerie. Auch organisatorisch kann TUMULT nicht genau verortet werden. Die Herausgeber der nun vierteljährlich publizierten Zeitschrift, Frank Böckelmann und Horst Ebner, leben in Dresden und Wien; gedruckt wird in Sachsen-Anhalt.

Layout

Die Herbstausgabe 2014 ist die dritte Nummer seitdem die Zeitschrift im Eigenverlag erscheint. Das Layout wurde für den Neustart überarbeitet. Die Brandrede des Geschäftsführers der Dummy Verlag GmbH, Oliver Gehrs, zu Beginn der Indiecon 2014 – einem Kongress für unabhängige Zeitschriftenmacher in Hamburg – ließe sich hier bei den Haaren herbeiziehen. Er bemerkte,„dass ein Großteil der neuen Magazine grafik- und nicht inhaltsgetrieben ist“. Sie würden heute oft von Artdirektoren gegründet und nicht von Journalisten.

Auf den ersten Blick wirkt TUMULT moderner als es vermutlich sein möchte. Von der Zusammenarbeit mit dem Grafikbüro Kiosk Royal aus Berlin-Prenzlauer Berg ist aber keinesfalls abzuraten. Zeitgemäß luftig ist die Schrift gesetzt, zweispaltig sind die Texte angeordnet. Weiß dominiert auch die reinen Textseiten. Es gibt wenig Bilder und wenn, dann sind sie zu gleichen Anteilen mal farbig und mal schwarzweiß. Das Papier scheint saugfähig.

Auflage

Aus erster Hand kam die Information, dass von der Frühjahrsausgabe 1.500 Exemplare gefertigt wurden.

Preis

8,- Euro

Erwerbsgeschichte

Kostenloser Erhalt, aber in einem anderen Zusammenhang als in diesem:

Inhalt

Thomas Kapielski ist Stammautor der neusten Erscheinungsform von TUMULT. Man könnte seine wunderbaren Bonmots mit denen von Max Goldt vergleichen. Kapielski ist gleichermaßen überreflektiert, aber kantiger, untergründiger, möglicherweise auch schilderungsfähiger. Das mag folgender Satz aus ‚Gestern war schon – Gottesbeweise I-VIII‘ belegen:

„Ich stehe meist sehr früh auf, entsprechend früh gehe ich schlafen. Die Nacht ist mir zu bevölkert, und der Wunsch lange aufbleiben zu dürfen, ist in meinem Alter würdelos. Früh schreibe ich ein paar Stunden Behauptungen dieser Art, dann lese ich etliche Stunden Behauptungen anderer, und dann warte ich, bis es zu vertreten ist, tagsüber ein Bier trinken zu gehen.“

Tatsächlich ist Kapielski zweimal in dieser Ausgabe vertreten: einmal als Autor und einmal als Analyse-Gegenstand. Selbst hat er 13 Aphorismen unter dem Titel ‚Kompost‘ beigetragen. Nur wenige Seiten nach ‚Kompost‘ nähert sich Sebastian Hackenschmidt über den literaturgeschichtlichen Pfad dem städtebaulichen Phänomen Springbunnen. Gleichberechtigt nebeneinander stehen dabei der französische Weltliterat Marcel Proust und Kapielski, der einst – und das ist eine sehr alte und oft gespielte Leier  – wegen Verwendung des Begriffs „gaskammervoll“ seinen Rausschmiss aus der Redaktion der damals noch radikaler gerierenden tageszeitung provoziert hat. Aus der Zeit seines begrifflichen Fehlgriffs stammt auch Kapielskis hier abgedruckter Entwurf für ein Wasserspiel, den er für das damalige Stadtjubiläum Berlins erdachte:

Springbrunnenentwurf Thomas Kapielski

Anderen Irrwitz findet man in dem Text von Johannes Paßmann. Dabei dient keine kopierte Schreibmaschinenseite als Bebilderung, sondern ein Screenshot. Das ist aber im Grunde dasselbe:

Paßmann beschreibt die Begegnung eines Menschen, den er nur durch seine Aktivität in dem sozialen Netzwerk Twitter kennt. Ihm wird ein im Showbusiness verbreitetes Phänomen bewusst, dass die unstimmigen Gefühle umfasst, wenn man das Subjekt jedweder und nicht ganz determinierter Bewunderung plötzlich persönlich trifft.

Ein solches Subjekt ist an dieser Stelle der Seigneur bundesrepublikanischer Dicht- und Essaykunst, der gesellschaftliche Konventionen torpedierende Schmunzelhase Hans Magnus Enzensberger. Er verantwortet das wohl größte Ereignis dieser TUMULT-Ausgabe. Schon einen Monat vor der Premiere seines neuen Erinnerungsbandes auf der Frankfurter Buchmesse kann man hier einen Vorabdruck daraus lesen (passenderweise trägt das Buch denselben Titel wie diese Zeitschrift). Nach der Lektüre des Notizberges könnte man auf die Idee kommen während der Buchmesse am Stand vom Suhrkamp Verlag einige Euros zu sparen, um damit in Halle 5 bei Merve vorbeizuschauen. Vielleicht steht dort etwas von Kapielski auf den Borten.

Verdikt

Bitte nicht von den hier genannten Textbeispielen täuschen lassen: Die meisten der in TUMULT veröffentlichten Artikel sind für den unbedarften Leser schwer verständlich. Dafür bieten sich ihm komplexe Begrifflichkeiten wie „der soziale Kitt der Traditionsvernichtungsmaschine“, „konservative Perversionstheorien“,„sexualisierte Projektorientierung“ und vor allem auch „Konsensstörung“. Hoffentlich laden sie Frank Böckelmann auf die nächste Indiecon ein.

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