Donnerstag, 28. Januar 2016

DER PLATOW Brief – Nr. 5 | Freitag, 15. Januar 2016

„Mit Prognosen des Dollar-Kurses, aber auch des Ölpreises haben sich schon viele Marktteilnehmer die Finger verbrannt. [...] Trotzdem wird angesichts des dramatischen Absturzes des schwarzen Goldes auf zeitweise unter 30 Dollar für Brent-Qualität munter in die Zukunft geschaut. Erste Stimmen (Standard Chartered) werfen ein Preisziel von nur noch 10 Dollar für das Barrel in den Ring. [...] Extrem-Prognosen wie diese, die begleitet werden von einer kaum noch nachvollziehbaren Preispolitik der Hauptförderländer, lassen Vermutungen aufkommen, der Preiskampf befinde sich in einer klassischen Endphase und die Trendwende beim Öl stünde unmittelbar bevor.“

Sind das gute Nachrichten? Und wenn ja, für wen?

Was?

Börsenbriefe haben keinen guten Ruf. Ein gängiges Vorurteil unterstellt den Herausgebern, dass  sie angeblich vielversprechende Werte empfehlen, die sie selber besitzen. Folgen die Leser den Empfehlungen, geht die Perfomance des Herausgeber-Portfolios nach oben. Dazu Stiftung Warentest 2004:

„Als wir 1995 zwölf Börsenbriefe untersuchten, schaffte es keiner, den Deutschen Aktienindex Dax zu schlagen. ‚Selbst ein Affe, der mit Dartpfeilen auf den Kursteil der Zeitung wirft, hätte kaum schlechter abgeschnitten‘, meint Rainer Zuppe, Börsenexperte der Stiftung“.

Börsenbriefe bieten den Anlageinteressierten vage determinierte Prognosen und ordentlich recherchierte Allgemeinplätze. Sie bringen Glaube, Hoffnung, Zuversicht in die Börsenmühle, die sonst nur zwei Emotionen kennt: Gier und Angst.

DER PLATOW Brief ist in Hinblick auf bundesrepublikanische Publikationsgeschichte allemal interessant. Da vertrauliche Informationsbriefe kurz nach Weltkriegsende in der britischen Besatzungszone keine Presselizenz benötigten, konnte der Wirtschaftsjournalist Robert Kurt Albert Platow seine Kontakte in Politik, Finanzwelt und Industrie schnell zu einem funktionierenden Geschäftsmodell formen. Der Bericht über einen Referentenentwurf zum Kartellgesetz für das Wirtschaftsministerium brachte im Sommer 1951 die Staatsräson gegen Platow auf. Fingierte Meldungen wurden in verdächtige Kanäle gegeben, um herauszufinden durch welches Leck Platow seine Nachrichten bekam. Zeitgleich sollte eine Steuerprüfung Druck ausüben, durch Honorarlisten die Informanten preiszugeben. Der Oberfinanzdirektor Hamburgs leitete diese Daten jedoch nicht an den Bund weiter. Erst eine oberstaatsanwaltliche Bürodurchsuchung brachte Platow für 44 Tage wegen Verdacht auf aktive Bestechung und Geheimnisverrats in Untersuchungshaft. Ein umstrittenes Amnestiegestz beendete die „Platow-Affäre“ rund zwei Jahre später.

1967 wurde der PLATOW Brief an Bertelsmann verkauft, der Verlag ging nach Frankfurt / Main; 1969 zog sich Platow in die Schweiz zurück und übergab Gerhard Czerwensky die Leitung des Verlags, die dieser bis 1988 innehatte. 2003 ging der Titel an den Wissenschaftsverlag VS Springer. Seit 2013 ist der PLATOW Brief durch einen Management-buy-out wieder unabhängig. Albrecht F. Schirmacher – Czerwenskys Nachfolger als Chefredakteur – ist seit 1998 Herausgeber des dreimal wöchentlich erscheinenden Mitteilngsdienstes.

„Wir machen unser Geld mit den Abonnenten und Konferenzen. Außerdem haben wir einen eigenen Fonds, den wir für die Deutsche Bank betreuen. Wer solche Kunden hat, kann nicht ganz schlecht sein“,

erklärte er auf Nachfrage und begegnet so dem gemeinen, nämlich meinem Vorurteil über Börsenbriefe. Der PLATOW Brief war übrigens nie reiner Börsenbrief. Tatsächlich ist auf der Titelseite auch heute noch ein kurzer politischer Kommentar zu finden.Die beiden anderen Druckerzeugnisse PLATOW Derivate und PLATOW Emerging Markets bieten Kurse und Empfehlungen. Daneben veröffentlicht Platow umfangreiche Sonderhefte beispielsweise zum Immobilienmarkt.

Erwerbsgeschichte

Der Geruch des Kongresszentrums in Dresden ähnelt dem der Frankfurter Messehallen. Der vertriebliche Ehrgeiz schlägt einem am Börsentag 2016 überall entgegen. Bei den Veranstaltungen muss man den eigenen Filter einstellen, um zu erkennen was Werbeveranstaltung ist und was wertvolle Informationen birgt. Im Foyer bieten Banken ihre Dienstleistungen und verschiedene Finanzverlage ihre Börsenbriefe an.Am Stand des Bonner Investor Verlags gibt es Leseproben von Highspeed Millionaire („Wir haben ein frisches grünes X gefunden  – hoffen wir auf unseren nächsten 100%er!“) oder WOLKE7 („Unsere Depots haben alle Indizes klar outperformt.“). Martin’s ultimatives Portfolio des FID Verlags bietet „wirklich das Beste vom Besten.“

Preis

Im Vergleich mit der Konkurrenz ist der PLATOW Brief günstig, was aber nicht bedeutet, dass es billig wird. Grundsätzlich kann man Papier kaum teurer verkaufen als in Form eines Börsenbriefs, außer man ist Kunststar oder druckt Geldscheine.Ein Jahresabo des PLATOW Briefs kostet 616,- Euro im Jahr. Bei Abschluss eines Jahresabos erhält man eine Viertelunze Gold als Prämie. Beim derzeitigen Goldkurs spart man so rund 250 Euro.Zum Vergleich: Der Bezug von WOLKE7 kostet inklusive Newsletter 998,40 Euro im Jahr; für Highspeed Millionaire zahlt man 1.950 Euro im ersten Jahr, danach 3.995 Euro. Für die Actien-Börse verlangt der Bernecker Verlag – seriösester Konkurrent von Platow – jährlich 756,- Euro.

Haptik & Auflage

Wohlgemerkt: DER PLATOW Brief ist ein gefaltetes DIN A3-Papier. Gedruckt wird auf französischem Papier, wie Schirmacher erklärt, bevor er sich an jenem Börsentag einem neuen Interessenten zuwendet. Auch bei Börsenbriefen ist die Abonnentengewinnung heilig. In den 1950ern bezogen 2.000 Leser den PLATOW Brief, 1971 lag die Auflage bei 6.000 Exemplaren. Ob es seitdem nennenswerte Zuwächse gab, konnte man von dem Herausgeber im Kongresstrubel nicht mehr erfahren.

Verdikt

Wer auf Nummer sicher gehen will, bekommt für 616,- Euro genug Trockenobst und Konserven um auch die härteste Baisse für ein Jahr durchzustehen. Vorausgesetzt ein Nicht-Banker hat zuhause für einen ordentlichen Wasseranschluss gesorgt. Öl und Benzin scheint es ja derzeit im Überfluss zu geben. Was man nicht braucht, kann man tauschen gegen etwas, was man nicht hat. Zum Ansparen besteht also keine Notwendigkeit.

Will man trotzdem Geld in die Börse pumpen, braucht es dafür keine Chartanalysen und Stop-Loss-Marken. Stattdessen reicht Werner Heines Einsicht, die er in einem Umfeld preisgab, das der geistigen Auseinandersetzung mit einzelnen Wertpapiergeschäften eher fern liegt, nämlich Gremlizas konkret:

„Der Wert einer Unternehmensaktie ist immer so hoch oder niedrig, wie das ein verschwindend kleiner Teil ihrer Besitzer durch Käufe und Verkäufe an der Börse unter sich ausmacht. […] die Käufer von Aktien, begleitet von einer Beratungsindustrie ohnegleichen, folgen doch am liebsten der Mehrheit, dem Trend, der Herde von Mitspielern, die jedem Hinweis nachlaufen, der Gewinn verspricht.“

Oder, noch prägnanter, mit den Worten des Börsen-Milliardärs James Goldsmith: „Spring heute aus dem Fenster, denn morgen ist es unten vielleicht schon überfüllt.“

Donnerstag, 03. August 2017

TOTAL FILM #260 – SUMMER 2017

Dunkirk Total Film magazine
Samstag, 11. Februar 2017

ARCH+ Nr. 226, Herbst 2016

ARCH+ 226 Vietnam
Mittwoch, 18. Januar 2017

A-TOWN BUSTED – 8/15/16–9/1/16

Austin mugshot magazine
Mittwoch, 11. Januar 2017

Die Epilog – Ausgabe 5, April 2016

Die Epilog 5 Cover
Donnerstag, 05. Mai 2016

BLOCK – No. 2 (2015)

BLOCK Magazin 2
Donnerstag, 24. Dezember 2015

BONER – OKTOBER 2013 | 3. AUSGABE

BONER – OKTOBER 2013
Donnerstag, 16. Juli 2015

MAD MAX: FURY ROAD: FURIOSA # 1, Aug ’15

MAd mAx Fury Road Comic 2 Furiosa
Donnerstag, 04. Juni 2015

Falter – 18/2015

Donnerstag, 28. Mai 2015

streik zeitung – Nr. 6 Mai 2015

GDL-Streik 2015 Zeitung
Donnerstag, 05. Februar 2015

DAS WETTER – 09/2014

Das Wetter 1Up Signatur
test-image