zitty BERLIN – Heft 26/2010
"Vögeln im Winter. Der Frühling bringt Triebe / und manchmal die Liebe / im Sommer ists geil / im Herbst nur zum Teil / aber Kuscheln wie nie / wär prima nicht minder / da gehts den Menschen wie / den Vögeln im Winter. Untalentierter Dichter (38, 1,94, sportlich) sucht Zerstreuung. [email protected]"
Was?
Stadtmagazin für Berlin. Es ist nicht das Einzige, aber der Titel ist einprägsamer als der des Hauptkonkurrenten. Turnus: Zweimal im Monat
Preis-Inhalts-Verhältnis
Seiten inklusive Cover: 236 Seiten
Ganzseitige Anzeigen: 18 Seiten. Darüber hinaus gibt es sehr, sehr, sehr viele halbseitige Anzeigen. Ich runde deswegen auf 20 ganzseitigen Anzeigen auf, was im Grunde noch immer zu wenig ist. Tatsächlich ist es schwer eine Seite ohne Werbung zu finden.
Preis: 3,40 Euro
Format: DIN A 4 mit Übergröße? Jemand muss mich mal aufklären.
Preis pro Inhaltsseite: Anderthalb Cent
Erwerbsgeschichte & Titel
Beim Späti um die Ecke gekauft, denn das ist very Berlin. Der erste Kaufgrund war der Titel: „Wie viele Kreative verträgt Berlin?“ Der zweite Kaufgrund war dieses Projekt von mir. Ich bin Blogger, weißte. Total witzige Idee: ich bespreche zweimal in der Woche Zeitungen und Zeitschriften. Da wird dann so ein Archiv der Publikationen raus. Man glaubt ja nicht, wie viel Zeug auf Papier gedruckt wurde … irre spannend … bla … Früher war das Titelbild weiß gerahmt. So wie es jetzt ist, finde ich es aber besser.
Inhalt
In der Zeit war neulich doch erst ein langer Artikel über die Kreativarbeiter oder wie diese Leute auch sonst heißen. Bespassungshandwerker? Medienheinis? Computerkinder? Kann man lästern oder mitmachen wie man will. An dieser Stelle will ich nur aus meinen Mitschriften aus Karl Schlögels Vorlesung „Einführung in die Kulturwissenschaften“ zitieren (6. Juli 2010, Thema: ‚Turmbau von Dubai – Meisterung der Welt‘):
1. „Man darf die stoffliche Seite der Welt nicht vergessen.“
2. „Es ist ein Fehlglauben, dass es in der postindustriellen Gesellschaft keine Arbeit mehr gäbe. Sie liegt nur woanders.“
Das sind freie Zitate eines Mannes, der sich immer wieder gegen „Fetzenliteratur“ ausspricht. Ich möchte mich an dieser Stelle für einen möglichen Fehlverwendung der Vorlesungsinhalte entschuldigen.
Vom links-alternativen Ursprung des Stadtmagazins ist trotzdem wenig zu merken. Dafür gibt es ja inzwischen den Stressi. Die Zitty liefert gut aufbereitete, weithin bekannte Hauptstadtbefindlichkeiten rund um Shoppen, Sprüche und Spielplätze:
Ab Seite 93 kommt das Programm und dann wird die Zitty zum reinen Werkzeug der Freizeitgestaltung. Der Programmteil ist normalerweise der erste Kaufgrund. Im Grunde kann man aber alles auch auf Website finden. Der Mitbewerber tip Berlin strukturiert das Programm etwas anders, nämlich durch themenbezogene Texte aufgelockert? Alles eine Frage der Anwenderpräferenz.
Verdikt
Es findet sich in dieser Ausgabe ein Artikel über einen T-Shirt-Laden, der dem Kunden die Auswahl abnimmt. Man muss nur einen kleinen Fragenbogen ausfüllen und bekommt ein entsprechendes Shirt. Zuviel Auswahl, so der Besitzer, überfordere den Verbraucher. Das stimmt. Manchmal wünscht man sich so einen Bestimmer, wenn man in die zitty guckt.