Donnerstag, 04. Juni 2015

Falter – 18/2015

„Ich war aber, muss ich sagen, froh, nach etwa 50 Minuten überhaupt etwas zu essen zu bekommen, denn in der Küche ‚herrschte Stress‘, wie der Mann vom Service etwas verlegen konstatierte. Konkret brüllten sich die beiden Köche in zunehmender Lautstärke an, irgendwann flog dann auch Geschirr, körperliche Übergriffe schienen nur eine Frage der Zeit und insgesamt war das eine recht unangenehme Situation.„ “

Gastrokritiker Florian Holzer besucht einen neuen Bier- und Burgerladen im 1. Bezirk

Was?

„Wir machen eine kleine, feine, unabhängige, europäisch interessierte Qualitätszeitung aus Wien, die Skandale aufdeckt, große Reportagen und spannende Interviews bringt und für Ostösterreicher dazu noch umfassende Kulturinformationen anbietet. Kurz, wir haben, anders als die deutschen Kollegen, nicht nur Service im Angebot, sondern guten Journalismus.“

So charakterisiert der Herausgeber und Mitgründer Armin Thurnher im Interview mit den Salzburger Nachrichten den von ihm mitgegründeten Falter; nicht zu verwechseln mit dem Fluter, der Jugendzeitschrift der Bundeszentrale für politische Bildung.

Die späten 1970er waren eine Blütezeit für Stadtmagazine, die oft in den neuen Alternativstrukturen um besetzte Häuser in zäher Professionalisierung überlebensfähig wurden. Die erste Ausgabe des Falter erschien 1977, im selben Jahr wie die Westberliner Zitty und ein Jahr nachdem Daniel Cohn-Bendits den Pflasterstrand in Frankfurt gründete. Wie Thurnher andeutet, geht das Selbstverständnis über den Nutzwert als Veranstaltungskalender hinaus. Erkennbar ist auch die Gemeinsamkeit des Falters mit der Alternativpresse, die einige Jahre nach den Stadtmagazinen in den bundesweiten Zeitschriftenmarkt kamen. Als langlebige Pendants des Falters in den Nachbarländern sind zu nennen die Berliner taz – die tageszeitung (gegründet 1979) und die Zürcher woz – wochenzeitung (gegründet 1981).

Inhalt

Anders als die taz und woz ist der Falter jedoch nicht genossenschaftlich organisiert. Die Überlebensstrategie ist der kaufmännische Erfolg. Leser findet man nicht nur bei linksgerichteten Sympathisanten. Das Serviceangebot des gut aufbereiteten Veranstaltungskalenders und die Kulturinformationen, der als zweites Heft in den Mantel eingelegt mögen für eine nicht unwesentliche Leserzahl der größere Kaufgrund sein, der Journalismus.

Der Falter Verlag publiziert außerdem mehrere Buchreihen, vor allem Wien-Krimis und Sachbücher in den Themenfeldern Kunst, Geschichte, Mitteleuropa, Balkan und Kulinarik. Thurnher selbst veröffentlichte 2010 ein Kochbuch, obwohl sonst der Zsolnay Verlag seine Bücher veröffentlicht. Umtriebig ist Thurnher und ganz sicher eines dieser ehrenwerten Fossile, an denen solche Titel mit links-alternativen Ursprung für gewöhnlich hängen.

Armin Thurnher Illustration Falter Wien

Schon so oft wurde die Geschichte von Thurnhers immergleichen Satz erzählt, mit dem er von August 1994 bis September 2014 seine Kolumnen beendete: „Im Übrigen bin ich der Meinung, die Mediaprint muss zerschlagen werden“. Es war eine Anlehnung Marcus Porcius Cato Censorius, der – nicht nachprüfbar – auf Latein allen seinen Reden im römischen Senat eine ähnliche Forderung hintenanstellte. Nur sprach Cato nicht über Mediaprint sondern über das nordafrikanische Reich Karthago.

Das Konglomerat Mediaprint – auch als Mediamil-Komplex bezeichnet – ist die Verbindung zwischen der Verlagsgruppe News, dem Verlag der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, der Raiffeisenbank und der Kronen Zeitung, dem auflagenstärksten Boulevardtitel Österreichs.

Ihre stramm konservative, oft tendenziöse Berichterstattung macht die Kronen Zeitung immer wieder zur Zielscheibe der Falter-Journalisten. Auch in dieser Ausgabe werden in zwei Texten kleine Pfeile Richtung Kronen Zeitung geschossen. Im Zusammenhang der Programmvorstellung des Burgtheaters wird der Kollege der Kronen Zeitung als „Ekelfeder“ bezeichnet; in einer Meldung weiter hinten geht es über Schmähbegriffe hinaus.

Es wird berichtet wie die Salzburger Ausgabe der Kronen Zeitung rund ein Fünftel der Anzeigengelder durch die Handelskette Spar verdiente und daher eine unausgewogene Berichterstattung zu einem umstrittenen Einkaufszentrum lieferte. Dieser kurze Text fasst Hans Kirchmeyers Recherche für den Onlinemagazin makant.at zusammen, dem Thunher im vergangenen Oktober ein Interview gab. Darin erklärte er seiner Gesprächspartnerin Klara Kostal auch das Ende des Cato-Satzes:

„Ich bin befreit, da ich mir denke, dieser stereotype Abschluss hat sich nach zwanzig Jahren verbraucht. Die Forderung war und ist nicht falsch. Ich finde nach wie vor, dass dieses Konglomerat aufgelöst gehört – medienrechtlich.“

Lokale Monopole, so Thurnher, seien durch Weltmonopole abgelöst worden. Auch ihrem Diktat müsse man sich entwinden und ein Steuerregime durchsetzen, „das demokratischen Verhältnissen angemessen ist.“

Erwerbsgeschichte & Preis

Nie zuvor habe ich einem Stadtbesuch mit solcher Aufregung entgegengesehen, wie während der Anreise nach Wien. Würden mich die Kellner der Kaffeehäuser mit spitzen Bemerkungen als tumben Bauernpreußen abtun, als Piefke verunglimpfen?

Der nächtliche Kurswagen von Berlin nach Wien führte durch Tschechische Republik. Das Vorurteil der umherschleichenden Abteilknacker und Taschendiebe auf dieser Strecke bewahrheitete sich leider. Sehr früh erreichten wir den erst kurz zuvor eröffneten Hauptbahnhof (einer Wiener Mitpassagierin  – sie war beinahe das Opfer des Diebstahlversuchs in unserem Abteil  – meinte: „Also für mich ist der Westbahnhof noch immer der eigentliche Hauptbahnhof.“) Nach Hauptbahnhof fühlte sich dieser Hauptbahnhof morgens um sechs auch nicht an. Leere, lange Gänge führten zu den U-Bahnen; in den Waggons zeigt sich bereits die Wiener Zeitungskultur: Exemplare der Gratiszeitung Heute hingen an jeder Sitzgruppe bereit.

An der Haltestelle Hietzing hatte bereits ein Zeitungsverkäufer seinen Stand aufgebaut. Auf Nachfrage suchte er den Falter aus seinem Angebot und murmelt einen Betrag. Nach dem zweiten Nachfragen zahlte ich die 3,20 Euro, die er wünschte. Nein, so schnell würde ich mich nicht assimilieren können.

Haptik

Im Frühling 2008 bekam der Falter sein derzeitiges Layout und den von Lisa Hampel gezeichneten Adler mit Schmetterlingsflügeln als Signet. Dieses, so Christian Gutschi in der Graphischen Revue Österreichs, ist „ein ironisches Zitat der altehrwürdigen Adlerlogos amerikanischer und britischer Qualitätszeitungen (zum Beispiel Independent).“

Falter Wien Logo

Selten zuvor, so Gutschi, seien die Wogen bei einem Relaunch dermaßen hochgegangen wir beim Falter vor sieben Jahren Öfter liest man einen Vergleich mit dem alten Rolling Stone mit dem man sich dieselbe Typographie für den Brotsatz teilt.

Turnus & Auflage

Gedruckt werden von jeder Ausgabe laut Mediadaten 2015 rund 35.000 Exemplare in Vollfarbe auf Zeitungspapier. Im wöchentlichen Turnus erscheint der Falter seit 1987.

Verdikt

Meine Angst war unbegründet: Für spürbare Beleidigungen oder peinliche Momente sind Wiener Kaffeehauskellner viel zu professionell. Sie lassen einen noch weniger als Zeitungsverkäufer fremdeln.

Alexander Sasse nannte schon einen hervorragenden Grund, für einen Umzug nach Wien (nachzulesen in der Rezension der Bühne). Die wöchentliche Lektüre des Falter im Kaffeehaus Domayer wäre für mich sicherlich Anlass genug, um in der Donaumetropole Fuß zu fassen. Ins Domayer müsste ich den Falter dann aber selbst mitbringen. Dort zeigt man sich noch traditionsbewusst. Ausgelegt waren für die Gäste gleich drei Exemplare der Kronen Zeitung.

Donnerstag, 03. August 2017

TOTAL FILM #260 – SUMMER 2017

Dunkirk Total Film magazine
Samstag, 11. Februar 2017

ARCH+ Nr. 226, Herbst 2016

ARCH+ 226 Vietnam
Mittwoch, 18. Januar 2017

A-TOWN BUSTED – 8/15/16–9/1/16

Austin mugshot magazine
Mittwoch, 11. Januar 2017

Die Epilog – Ausgabe 5, April 2016

Die Epilog 5 Cover
Donnerstag, 09. Juni 2016

BUNTE ÖSTERREICH – Nr. 31, 28. Juli 1970

Donnerstag, 05. Mai 2016

BLOCK – No. 2 (2015)

BLOCK Magazin 2
Donnerstag, 28. Januar 2016

DER PLATOW Brief – Nr. 5 | Freitag, 15. Januar 2016

Donnerstag, 24. Dezember 2015

BONER – OKTOBER 2013 | 3. AUSGABE

BONER – OKTOBER 2013
Donnerstag, 03. September 2015

Diskus 70 – 4/2014

Diskus 70 Knastzeitung Bremen
Donnerstag, 16. Juli 2015

MAD MAX: FURY ROAD: FURIOSA # 1, Aug ’15

MAd mAx Fury Road Comic 2 Furiosa
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