Montag, 06. August 2012

Interview II: Levin Kurio / Weissblech Comics I

Der billige, deutsche Heftchen-Comic lebt, Weissblech sei Dank!

Grob überschlagen 100 einzelne Comics hat Levin Kurios Verlag auf den deutschen Zeitschriftenmarkt geblasen und dabei alle Kanäle von der Punk-Spelunke und Headshops (früher) bis zum Bahnhofshandel (heute) bedient. Der Spiegel sieht in seinen Horror- und Erotikwerken „Genre-Klischees in ihrer schillerndsten übertriebensten Form“ Für den Berliner Tagesspiegel ist Kurio wegen seiner Frühwerke, den KOMA-Comics kein Geringerer als der „Wegbreiter des autobiographischen Comics in Deutschland“.

Es ist müßig jede der derzeit vier Weissblech-Serien einzeln aufzuzählen. Das Spektrum reicht von Horror über Science-Fiction hin zur Erotik. Oft wird auch alles durcheinander gemischt. Die Website des Verlags bietet nicht nur einen guten Überblick, sondern auch gleich einige kostenlose Leseproben. Auch der Leser begeisterte sich schon über den Gratis Grusel und Weissblechs Weltbeste Comics. Ein Interview mit dem König des deutschen Comic-Untergrunds war also nur eine Frage der Zeit.

Da das Hauptquartier von Weissblech in Schleswig-Holstein liegt, gab es einen regen E-Mail-Austausch, statt eines echten Gesprächs. Der Ausführlichkeit halber wird das Interview in drei Stücke zerhackt. Nicht nur auf dem Comicmarkt gilt: Gib dem Fan was er will, aber gerade soviel wie nötig.

Moin Levin. Kannst du dich Denjenigen kurz vorstellen, die dich nicht kennen. Gerne auch mit den Ereignissen des heutigen Tages.

Ich schreibe, zeichne und verlege Comics; meistens unter dem von mir gegründetem Label Weissblech Comics. Alles weitere kann man auf meinem Pressetext lesen.

Die Interviewfragen zu beantworten, ist heute so ziemlich das Erste, was ich mache. Danach werde ich ein paar Bestellungen bearbeiten und dann hoffentlich mal dazu kommen, weiter an diversen Geschichten zu schreiben.

Weissblech ist ein norddeutscher Verlag; ansässig südlich von Kiel. Ist es eigentlich möglich, sein Leben durch einen eigenen Verlag dort oben zu bestreiten?

Praktisch in jedem Interview kommt irgendwann diese Frage, selbst wenn das Interview nur drei Fragen hat. Mir bleibt kaum etwas anderes übrig. Erstens lassen mir meine weitreichenden Aktivitäten im Comicbereich für eine geregelte Erwerbsarbeit keine Zeit und zweitens habe ich als Abbrecher der Geisteswissenschaften ohnehin nichts im Sinne einer bürgerlichen Erwerbsbiographie gelernt.

Von deinem geschitswissenschaftlichen Hintergrund habe ich schonmal gelesen. Grusel vor historischer Kulisse wird dem Horrorschocker-Leser öfter geboten. Eine indiskrete Frage: Wieso kam es nicht zum Abschluss der wissenschaftlichen Arbeit?

Bis zur Zwischenprüfung lag ich in der Regelstudienzeit, danach dehnte sich das immer mehr – vor allem aus zeitlichen Gründen, die ursächlich mit meinem Wirken im Comicbereich zusammenhängen.

Irgendwann stand ich dann vor der Wahl, eine Seminararbeit über den deutschen Heimatfilm und seine Entsprechung in den 70ern den Wünschen des Dozenten gemäß gründlichst zu überarbeiten oder einen gut bezahlten Colorierjob anzunehmen.

Gerade unter Comiclesern gibt es ja diese Wünsch-dir-was-Mentalität. Ständig wird man als Leserbriefleser mit Vorschlägen oder Anregungen konfrontiert. Das ist nicht wirklich schlimm, aber doch bemerkenswert.

Ein ähnliches Fan-Selbstbewusstsein gibt es vielleicht bei Fantasieroman-Leseratten oder Ultras von Drittligisten, aber sonst kenne ich das nicht.

Musikfans wenden sich einfach ab, wenn die einstige Lieblingsband nicht mehr ihren Geschmack trifft und lästern los. Comicleser scheinen eher präventiv vorzugehen. Der Wunsch als schadenbegrenzendes Mittel. Was meinst du? Und viel wichtiger: Wie reagierst du auf solche Wünsche?

Es kommt darauf an, aber in der Regel bin ich für sinnvolles Feedback dankbar und versuche manches davon auch umzusetzen. Die Comicszene ist recht überschaubar, und die Kommunikation mit den Lesern hat Tradition. Tatsächlich ist die Szene recht durchlässig, aus Fans können durchaus selbst Schöpfer werden, und fast alle Comicschaffenden sind auch Comicfans.

Man gibt seine Lieblingsserien ungern verloren, vielleicht auch, weil es in den jeweiligen Nischen nicht soviel gibt wie es das Gesamtangebot vermuten lässt. Comicfan sein geht oft über das bloße Konsumieren hinaus. Als Autor und Zeichner weiß ich das zu schätzen.

Vorteil der Forderungen von Fans: Da du deinen eigenen Arbeiten nach Lust und Laune eine Veröffentlichung gewähren kannst, hast du den Luxus zeichnen zu wollen, was du willst. Dafür gibt es keine – mitunter qualitätsfördernden – Einwände wie die eines Lektors im großen Verlag.

Wurde dir schonmal der Vorwurf gemacht, dass du schwache Arbeiten vorschnell veröffentlichst? Bräuchtest du für manche Geschichten eigentlich mehr Zeit?

Sicher sind manche Geschichten schwächer als andere, und oft liegt das eben auch daran, dass die Zeit knapp ist. Probeleser und ein hoffentlich noch ganz gut funktionierender eigener Sensor bewahren die Leser aber vor totalen Gurken. Zudem ist es ziemlich aufwendig, einen Comic zu zeichnen. Für eine schwache Geschichte würde ich keinen Zeichner gewinnen können, und ich selbst hab da auch keine Lust drauf.

Entgegen meiner Antipathie gegenüber Autogrammjägern war ich am Gratis Comic Tag bei Modern Graphics in Kreuzberg, um mir die kostenlose Horrorschocker-Sonderausgabe von Rainer Engel signieren zu lassen.

Er erzählte, dass eure Mitarbeit oft so abläuft, dass du die Geschichten erfindest und er sie dann zeichnet. Dabei sei es, so Engel, besonders angenehm mit dir zusammen zu arbeiten, weil du schon den ungefähren Aufbau der zeichnerischen Umsetzung vorgibst. Läuft die Verständigung eigentlich komplett über das Internet?

Internet und Telefon! Teilweise laufen die Kollaborationen aber auch ganz physisch mit der Post. Ab und an treffe ich Rainer auch mal auf einer Comicbörse. Ähnlich läuft es auch mit anderen Weissblechern.

Wie ist es zu eurer Zusammenarbeit gekommen. Engel wohnt in Hessen und du in Schlewsig-Holstein.

Also, erstmal wurde Rainer in Hessen geboren, lebt aber schon ewig in Berlin und Umgebung. Was nicht viel an der Entfernung ändert. Zur Zusammenarbeit ist es gekommen, weil Weissblech-Urgestein Roman Turowski (echter Berliner) mir auf dem Comicsalon in Erlangen 2002 nahelegte, Rainer anzuquatschen, und das haben wir dann auch gemacht …

Roman Turowski ist ein Mitstreiter aus allerfrühesten Tagen und zeigt sich vor allem für die Figur der Weltraumhure Bella Star verantwortlich. Bei aktuellen Titeln und den Horrorschockern tritt er selten in Erscheinung. Was ist das für ein Typ?

Ich habe ihn Mitte der Neunziger über Horrorfanzines kennengelernt. Seitdem haben wir immer wieder eigentümliche Projekte ausgekocht und das tun wir auch aktuell.

Weissbelch Comics Levin Kurio Roman Turowski

Levin Kurio (l.) und Roman Turowski im Weissblech-Atelier, 2006

Und wer ist eigentlich The Lep? Auf der Weissblech-Website gibt es keine Hinweise. Der Mann ist mit seinem sehr realistischen Stil mein Lieblingszeichner des Hauses Weissblech. Steckst du hinter dem Synonym?

Nein, ich bin es nicht. So sauber könnte ich niemals arbeiten. Da fehlt mir die Geduld. Allein diese unglaublich exakte Typographie würde mich umbringen! Er lettert alles von Hand. The Lep ist ein Pseudonym für einen Zeichner, der aus verschiedenen Gründen lieber unerkannt bleiben möchte.

Weissblech Comics The Lep Muskelmasse

Leps Opening-Splash in Horrorschocker # 27, Dezember 2011

Weissblech Comics The Lep Schattenmenschen

Leps Schattenmenschen greifen nach unseren Seelen in Horrorschocker # 29, Juni 2012

Weissblech Comics The Lep Der Köder

Der erste Weissblech Auftritt des Lep, Horrorschocker # 23, Oktober 2010

Jetzt mein Wünsch-dir-was, auch um diese lästigen Fragen erstmal abzuhaken: Ich hätte gerne eine Geschichte im Vietnam-Krieg oder etwas zu Napoleons Russlandfeldzug.

Ich kann da noch nichts versprechen, aber: Ein Zeichner hat zumindest Interesse an dem Thema napoleonischer Russland-Feldzug geäußert. Zu dem Thema Vietnam-Krieg habe ich hier einen recht grotesken Story-Entwurf eines anderen Autors liegen. Mal schauen was daraus wird. Als nächstes arbeite ich erstmal an einer Geschichte aus dem Umfeld der Varus-Schlacht, die dann in Horrorschocker 30 kommt

Genug vom Fanboy-Gequatsche! Kommenden Donnerstag wird im zweiten Teil des Interviews tief in die Geschichte von Weissblech eingetaucht: „Ich glaube nicht, dass ich damals ernsthaft versucht habe, jemanden mit eigenen Comicheften zu beeindrucken. Ich wollte einfach welche machen und ich wollte damit tatsächlich auch Geld verdienen.“

Nachtrag: Auch der dritte Teil ist nun zu lesen!

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