Donnerstag, 26. April 2012

PLAYBOY – MARCH 1969

Playboy March 1969

"[…] Literate mechanical society seperated the individual from the group in space, engendering privacy; in thought, engendering point of view; and in work, engendering specialism - thus forgiving all the values associated with individualism.

But at the same time, print technology has homogenized man, creating mass militarism, mass mind and mass uniformity; print gave man private habits of individualism and a public role of absolute conformity. That is why the young today welcome their retribalization, however dimly they perceive it, as a release from the uniformity, alienation, and dehumanization of literate society.

Print centralizes socially and fragments psychically, wheras the electric media bring man together in a tribal village that is a rich and creative mix, where there is actually more room for creative diversity than within the homogenized mass urban society of Western man."

Marshall McLuhan spricht im Interview nicht über das Internet.

Was?

Bedarf dieses Magazin noch einer Erklärung? 1953 kam die erste Ausgabe mit dem Covergirl Marilyn Monroe auf den amerikanischen Markt. Was folgte waren Playboy Clubs,

Playboy Club advertising March 1969

Playboy Club-Hotels,

Playboy Club-Hotels advertising March 1969

Playboy-Fernsehsendungen

Playboy After Dark TV advertising March 1969

und viel Playboy-Merchandise.

Playboy merchandise advertising March 1969

Im Februar wurde sogar ein Weltraumhotel in Zusammenarbeit mit Virgin angekündigt. Chefredakteur Jimmy Jellinek ließ bei der Ankündigung keine Superlative aus: „Dieser Himmel im Himmel wird die wildesten Träume des enthusiastischen Reisenden überflügeln und die Gäste werden eine Party erleben, die nicht von dieser Welt ist.“

Außerirdische Partys hin oder her: Beim Erscheinen der vorliegenden Ausgabe im März 1969 war der Weltraum noch nicht ganz erobert, obwohl sich Arthur C. Clarke in seinem Essay bereits ausmalte, wie das mal aussehen würde (der Mond sollte einige Monate später zum Ami werden). Playboy-Erfinder Hugh Hefner hingegen schwebte als Zeitschriftenverleger bereits in ungeahnten Sphären.

In diesem Tagen darf man ihm die lahme, altersschwache Selbstinszenierung im Hinblick auf sein publizistisches Abenteuer gerne verzeihen auch wenn Playboy Enterprises Inc. inzwischen Verluste schreibt. Anteile der Firma werden zwischen Teilhabern hin und her geschoben. Vor allem die unrentable Fernsehabteilung zieht den Umsatz runter; freie Pornographie im Netz sowieso.

Turnus

Monatlich

Preis

$ 1

Auflage

Millionen!

Erwerbsgeschichte

Es gibt in der Pariser Rue des Archives ein unaufgeräumtes, hochpreisiges, nichtsdestotrotz schatzkammerartiges Zeitschriftenantiquariat. Erwähnenswert ist das reichhaltige Angebot der Vogue, die bis in die 1920er zurückreicht. Dafür wird für eine Ausgabe auch mal 170 Euro verlangt. Die Playboy-Hefte waren etwas billiger. 30,- Euro musste ich trotzdem auf den Tisch blättern.

Vermutete Lesergruppe & Werbung

Das wird den potentiellen Anzeigenkunden gleich im Heft erklärt:

Playboy target group 1969

Titel & Werbung II

Es kursierte lange das Gerücht, dass die Sterne am Playboy-Schriftzug Hefners Bewertung für das Bunny des Monats waren.

playboy stars

Ein anderes Gerücht besagt, das dieses Grafikelement die Male beziffert, die Hefner mit dem Mädchen geschlafen hat. Andere Vermutung gingen dahin, dass die Sterne ihre Qualität während dieses Tête-à-tête bewerten.

Beides falsch. Die Zahl der Sterne bezieht sich auf die Vertriebesregion des Heftes. Die Anzeigen variierten nämlich nach Verkaufsort. So war das, als früher als noch richtig Geld mit Illustrierten gescheffelt wurde.

Inhalt

Klassich war Playboy’s Playmate of the Month auf der Ausklappseite in der Heftmitte. Hier handelt es sich um Kathy MacDonald. Was sie jetzt macht, war nicht herauszufinden. Ein Nutzer von Yahoo! Answers äußerte folgende Vermutung, die aufgrund ihrer Menschenverachtung garnicht erst übersetzt wird: „Her boobs became saggy and she now has EPS.(Extra Pussy Skin.)“

Das ist gemein.

Playmate of the month March 1969

Überraschend ist das über zwanzig Seiten lange Interview mit dem kanadischen Philosophieprofessor Marshall McLuhan. Hier wird für den interessierten Laien noch einmal anschaulich zwischen heißen und kalten Medien unterschieden und das globale Dorf erklärt. Das Nachlesen sei mit diesem Link empfohlen.

Konzentrationsfordernd sind die vier Kurzgeschichten, wovon mir „Death’s Door“ des weitgehend vergessenen Autors Robert McNear am besten gefiel:

Robert McNear Death's Door Playboy 1969

Der Titel bezieht sich auf das Portes del Morts, einer Passage zwischen zwei kleinen Inseln im Lake Michigan. Einige Schiffsunglücke verhalfen der Enge zu dem Ruf eines Bermudadreiecks der Grand Lakes. McNear lässt den Lokalreporter Charly Pope eine schaurige Begegnung mit längst verschollenen Seelen dieses Ortes machen. Genau der richtige Grusel für einen Heimflug durch den winterlichen Luftraum Mitteleuropas.

Layout & Werbung III

Wie in älteren Illustrierten manchmal üblich, wird jeder Artikel in seiner opulenten Aufmacherpracht im vorderen Heftteil begonnen. Nach zwei Seiten muss man dann zum hinteren Drittel des Magazins vorblättern um ihn in einem nüchternen Spalten-Layout zuende zu lesen. Den Grund dafür verstehe ich auch nicht, hat aber vielleicht auch etwas mit den Anzeigen zu tun. Das Heft ist auf  den ersten zwei Dritteln sehr bunt und im hinteren Drittel dann eher buchstabenlastig. Dafür gibt es dort Bilderwitze:

Playboy Cartoon William Shaffer March 1969

Playboy Cartoon 1969

Verdikt

Sind die Nacktfotos im Playboy Kunstphotographie? Manche behaupten das mit unverhohlenem Schmiergrinsen. Erst neulich wurde in einem bildsatten Dossier der Zeit staatstragend eruiert, warum sich Frauen in und wegen der Öffentlichkeit nackt zeigen. Auch der Playboy mit seinen Prominentinnen-Nacktaufnahmen fand Erwähnung mitsamt der Kritik an der aseptischen Darstellung des weiblichen Körpers. Man könnte sicher zehn Kneipenabende darüber diskutieren, ob der Respekt vor der Weiblichkeit in diesem Magazin gegeben ist oder nicht. Der Respekt vor dem Leser zumindest ging irgendwann zwischen 1969 und heute irgendwo zwischen dem Atlantik und Europa verloren.

Kauft man sich 2012 eine aktuelle deutschsprachige Lizenzausgabe, kann man nur zum bedauerlichen Beschluss kommen, dass die Zielgruppe des heutigen Playboys derjenigen der 1960er intellektuell hoffnungslos unterlegen ist, obwohl damals viel mehr für Bier und Zigaretten geworben wurde. Das ist eine bedauerliche Tatsache, die sich in deutschen Lizenzausgaben amerikanischer Titel immer wieder findet (siehe auch Vanity Fair).

Leider findet sich in den aktuellen Heften weder ein 20-seitiges Interview mit Geisteswissenschaftlern, noch wird spannende Literatur geboten. Es gibt mehr nackte Haut und noch mehr Konsumtipps, aber kaum noch eine Seite ohne Bild. Dabei zeigt dieses Heft, dass platte Reklame, leichte und aufreizende Unterhaltung, sowie Texte im wissenschaftlichen Umfang durchaus miteinander harmonieren können.

Mittwoch, 04. Oktober 2017

Crawdaddy – June/11/72

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Mittwoch, 18. Januar 2017

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Interview – December 1986

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BONER – OKTOBER 2013 | 3. AUSGABE

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MAD MAX: FURY ROAD: FURIOSA # 1, Aug ’15

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GRATITUDE FANZINE ISS. #1

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