Donnerstag, 17. Juli 2014

Початкова школа – 10·83

Початкова школа 1983

«трдоа поiтеxнiчна пiдoтoвка y 1—3 клacax здiйcнюєтьcя в ocнoвнoмy нa ypoкax тpyдoвoгo нaвчaння, нa якиx пpoгpaмoю пepeдбaчaєтcя peaлiэaцiя тaкиx вaжливиx эaвдaнь:

рoзшиpeння тpyдoвoгo дocвiдy дiтeй, фopмyвaння дocтyпниx yявлeнь пpo cyмлiннyпpaщю дocвiлиx, piзнi пpoфeciï тa виpoбництвo; виxoвaння в yчнiв пoвaги дo тpyдiвникiв i тaкoï вaжливoï якocтi людини, як пpaцьoвитicть; фopмyвaння тpyдoвиx yмiнь, зoкpeмa дeякиx yзaгaльнeниx,  щo є ocнoвoю кyльтypи пpaц, cкaжiмo, як плaнyвaти й opгaнiзoвyвaти cвoю poбoтy, кoнтpoлювaти влacнi дiï, пepeвipяти пpaвильнicть викoнaння эaвдaнь, oцiнювaти peзльтaти cвoєï пpaцi тoщo; эдiйcння poзyмoвo- (...)»

Gründe, warum Werkunterricht gut für Arbeiterkinder ist

Was?

Початкова школа – in lateinischer Schreibweise pochatkova-shkola – ist das russische Wort für Grundschule. In diesem Heft finden die Erziehungskräfte der Primarstufe Anleitungen und wohl auch ideologische Stützen für ihr Wirken vor der Tafel.

Persistenz & Vermutete Zielgruppe

Початкова школа wurde im Jahr 1969 gegründet. Zumindest in der Ukraine stellte man das Erscheinen zwischenzeitlich ein, bis 2002 das Ministerium für Bildung und Wissenschaft eine Wiederbelebung vornahm. Leider beantwortete niemand meine E-Mail mit der Frage, ob es sich bei dieser neuen Початкова школа auch stilistisch und im Aufbau um eine Fortsetzung des alten sowjetischen Titels handelt.

Preis & Turnus

Auf dem Umschlag gibt es keine Auspreisung. Vermutlich ist Початкова школа mehr eine beitragsfreie Infoschrift, die jeden Monat in alle Lehrerzimmer der Sowjetunion geschickt wurde, als eine Publikumszeitschrift.

Werbung

Nimmt man an, dass dieser Schriftsatz kostenlos an jedes Kollegium in der Sowjetunion verschickt wurde und nimmt man weiter an, dass der Schriftsatz nur für das Kollegium gedacht war (da nämlich keine Rechenaufgaben oder Lesestücke für Grundschüler darin zu finden sind, sondern durchweg theoretische Anweisungen), dann wirft die Werbung für eine Kinderkamera eine Frage auf: Geht es tatsächlich darum, Lehrer eines anti-kapitalistischen Systems für die Anschaffung neuer Lehrmittel zu begeistern?

Titel

Von der Frau auf dem Titelbild geht eine irritierende Ausstrahlung aus. Ihre Frisur und Augenbrauen lassen eine strenge Zuchtmeisterin vermuten, die Kopfhaltung und der leicht geöffnete Mund vermitteln Empathiefähigkeit. Der Blick ist verklärt und bleibt so rätselhaft wie ihr brauner Kittel.

Inhalt

Ich verstehe nichts von der kyrillischen Schrift und ihrem sprachlichen Inhalt. Also musste ich mir Hilfe suchen. Die bekam ich von der Journalisten Kateryna Mischienko. Kateryna war nicht nur Herausgeberin der bereits besprochenen Zeitschrift prostory, sondern ist auch Autorin des möglicherweise aufschlussreichsten Beitrag in der kürzlich erschienen Suhrkamp-Anthologie ‚Euromaidan‘. Kurz nach Ostern führte sie mich durch die noch nicht abgebauten Barrikaden des Maidan mit den darin zurückgebliebenen, etwas tatenlos wirkenden Revolutionsveteranen. Es war ein erhellender Spaziergang. Nur ein Detail konnte mir Kateryna nicht genau erklären: Und zwar, was für eine Tabelle ich da abfotografiert hatte.

Nichterwerbsgeschichte

Es schien mir nicht so, als würde dieses Heft vermisst werden, als ich es einen Tag vor dem Treffen mit Kateryna im Klassenraum der Grundschule 3 in Prypiat fand.

Fünf Minuten vor Abfahrt und als erster der Reisegruppe wieder am Bus stehend, fragte ich unseren Fahrer eher im Scherz, ob ich etwas mitnehmen dürfe. Die Ansage unseres Reiseleiters war unmissverständlich: Nichts einpacken! Aber vielleicht doch? Eine Zeitschrift? Nur Papier? Mit aller ukrainischen Fähigkeit zur Rechtsflexibilität sagte man mir, dass es zwar offiziell verboten sei irgendetwas aus der Stadt mitzunehmen, aber vielleicht bekäme es ja keiner mit. Gefährlich sei das nicht. Das Papier sei ja in einem Gebäude gewesen. Außerdem nähme dieses Material nicht so viel Strahlung auf.

Nervös und unentschlossen grübelte ich. Noch mal zurück in das Schulgebäude? Ein altes unverständliches Heft klauen? Aber auch wenn es nur altes Papier war, dachte ich, nimmt man doch nichts aus einem strahlenverseuchten Sperrgebiet mit. Das lernt man doch in Hollywoodfilmen. Die Rückkehr der anderen Ausflugsteilnehmer setzte der Unentschlossenheit ein Ende. Den Japanern, Engländern und Schweizern wollte ich nicht durch überhastetes Zurücklaufen in die Schule auffallen. Wir fuhren ab. Das Heft blieb liegen.

Verdikt

Unser Bus wackelte über den Waldweg, der mal Hauptstraße gewesen sein musste, aus der Ruinenlandschaft heraus, die einst Stadt war. Auf einer schmalen Brücke blieben wir kurz stehen. Sie führte über eine Schienentrasse. Viele schaurige Spitznamen hat diese Brücke bekommen. In den meisten kommt das Wort Tod vor. Dort nämlich fanden sich in den frühen Stunden des 26. April 1986 einige Bewohner Prypjats ein. Sie hatten einen Knall gehört. Hinter den Baumwipfeln glomm der Nachthimmel rot. Man wusste, dass von unserem Haltepunkt ein guter Ausblick Richtung Werksgelände möglich war. Von dort kam das Glimmen. So gingen einige Anwohner an jener warmen Frühlingsnacht die paar Meter.

Daniel Regenberg beschreibt in seinem Text ‚prypjat energodar‘ den Eindruck derer, die dort, in der vom Ostwind hinüber getragenen Gammastrahlung, standen und von weit entfernt in das aufgerissene Herz zivil genutzter Atomkraft starrten. Die ersten Zeugen der Nuklearkatastrophe „konnten sich nicht von dem Anblick losreißen, waren wie gebannt. Viele berichten, sie hätten so ein unbeschreibliches Licht noch nie in ihrem Leben gesehen.“

Gut 30 Kilometer und 28 Jahre von diesem Licht entfernt, umarmten wir am Ausgang der Sperrzone die klobigen Strahlenmessgeräte. Niemand war kontaminiert. Wir durften zurück nach Kiew. Als unser Bus an den Panzerfahrzeugen der einsatzbereiten ukrainischen Luftabwehr vorbeifuhr  – sie sollte das Land vor möglichen russischen Angriffen aus Richtung Weißrussland beschützen – war ich bereits eingeschlafen; so wie ein Grundschüler nach einem Klassenausflug.

Montag, 13. März 2017

SIBYLLE 6/89

Sibylle Magazin 1989
Montag, 28. März 2016

Interview – December 1986

Aretha Franklin Interview Magazine 1986
Dienstag, 19. November 2013

DIE REPUBLIK – Nummer 55-60 / 3. Juni 1982

Die Republik Nummer 55 60 3. Juni 1982
Donnerstag, 04. April 2013

prostory – # 6, 2013

prostory # 6 2013
Donnerstag, 07. Juni 2012

fLiPSiDE # 62 – Fall, 1989

Flipside Magazine 1989 Nirvana Happy Mondays Sub Pop
Montag, 21. Mai 2012

Neue Post – Nr. 7, 12. Februar 1983

Neue Post Februar 1983 Bauer Verlag
Donnerstag, 08. September 2011

FRIEDRICHsHAIN – 3/2011

Friedrichshain September 2011 Zeitschrift für Stadterneuerung
Montag, 28. Februar 2011

APuZ – 44–45/2007 – 29. Oktober 2007

Titel APuZ - 44–45/2007 - 29. Oktober 2007 Aus Politik und Zeitgeschichte
Donnerstag, 04. November 2010

MAD – Nr. 185

MAD Magazin 1983
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