Donnerstag, 20. Februar 2014

GRATITUDE FANZINE ISS. #1

Gratitude Fanzine 1 Aj McGuire

"So now the fanzine has turned into another totem like the 7" EP or the demo cassette that is more an art object and signifier than the actual practical solution it was originally intented to be. Overall it's fine with me. I've never been a fan of practical shit to begin with."

AJ McGuire

Was?

Boston Hardcore hat ein Siegel für eine geschützte Ursprungsbezeichnung verdient wie Feta-Käse aus Griechenland oder Lübecker Marzipan.

Der Sound ist hündischer als der Kram aus Kalifornien, weniger elaboriert als das was aus Washington D.C. kam und kommt.

Woher der Ruf?

Immer wieder wird dieselbe Geschichte geraunt: Der im Frühling 1981 in Arlington, Virigina erstmals verbreitete Straight Edge-Gedanke ( „I’m a person just like you / But I’ve got better things to do / Than sit around and fuck my head / Hang out with the living dead“) wurde rund 450 Meilen nördlich rasch übernommen und mit einer Arbeiterklasse-Attitüde garniert. Die Musiker der Band Society System Decontrol (kurz SSD) und ihre Boston Crew zogen vor Auswärtskonzerten in New York City angeblich durch den Großstadtdschungel, stets auf der Suche nach biertrinkenden Punks und Junkies die man aufmischen konnte. Auf den Konzerten bekam angeblich jeder Skin vor der Bühne eines auf die Nuss, der kein X (das Logo des drogenfreien Punkerlebens) auf der Hand oder dem Kopf hatte.

Inzwischen ist die Rivalität zwischen Boston und New York nur ein weiterer alter Hut aus dem muffigen Anekdotenkoffer der Rockgeschichte. Trotzdem: Auch wenn die meisten Leute in Bands eher Studenten und weniger der Arbeiterklasse zugehörig sind, zelebrieren sie mit ihrer Musik eine klare Traditionslinie. Der Amerikaner nennt das Heritage. Namedropping der Gegenwart? Okay: Wolf Whistle, The Rival Mob, Boston Strangler, Prisoner Abuse, No Tolerance, Waste Management, Peacebreakers, Big Contest, Step Forward, Clear usw. usf.

Kurioserweise gibt es bei der Dichte an guten Bands in Boston einen permanenten Mangel von guten Auftrittsmöglichkeiten. Von den Fanzines bekommt man auf dieser Seite des Atlantiks nicht so viel mit, aber manchmal wird man doch hellhörig.

Erwerbsgeschichte

Als an amerikanischer Nischenmusik interessierter Europäer muss man schon etwas Aufwand betreiben, um an Neuigkeiten zu kommen. Das grundsätzliche Problem an Fanzines ist ihre Materialität. Der museale Wert ist dadurch unbestritten, aber wenn man ein Heft in die Hand bekommt, kann man sicher sein, dass sich die Hälfte der vorgestellten Bands mittlerweile aufgelöst und die meisten in den Anzeigen beworbenen Tonträger längst ausverkauft haben. Als ich anfing Hardcore zu hören, nahm zum Glück die Massennutzung des Internets Schwung auf. So ging es mit der Verbreitung Trends und den Gerüchten etwas schneller als noch in der guten alten Zeit, als man sich Briefe schrieb.

Ganz zu Beginn surfte ich auf dem Messageboard poisonfree.com (1998 bis jetzt, aber mit abnehmender Intensität) und folgte Linklisten auf Websites (1999 – 2004), später waren dann Myspace (2005 – 2008) und Blogs (2007 – 2009) die Orte wo man Neues entdeckt hat. Nach einer Phase des abnehmenden Grundinteresse am Hardcore (2010 – 2012) ist Twitter für mich zur primären Informationsquelle geworden. Dort habe ich dann auch eines schönen Morgen auf dem Weg zu Arbeit erfahren, dass AJ McGuire ein neues Zine namens GRATITUDE herausbringt. Dazu gab es dieses Werbebild:

Gratitude Fanzine ad 2013

Anzeige von CHUN ONE

Diese Nachricht elektrisierte. Rasch bat ich in einem Kommentar um ein Angebot für den kombinierten Versand von fünf Heften nach Deutschland. AJ reagierte prompt und seitdem schrieben wir ein paar Mal hin und her. Vor rund zehn Jahren war AJ Sänger der Band Stop & Think. Sie waren mit zwei Kassetten eher Geheimtipp als große Nummer. Wenn aber eine Kopie der posthum veröffentlichte Sammlung ihrer Songs auf LP (Auflage 1.048 Exemplare) sporadisch bei eBay oder Discogs auftaucht, wechselt die selten den Besitzer für unter $ 90.

Im März 2003, also kurz nachdem Stop & Think zum vorerst letzten Mal auf der Bühne standen, habe ich in der ersten Ausgabe meines Dawk Fanzines ein Interview mit AJ veröffentlicht. Wegen meiner pseudokritischen Art und dem unsäglich schlechtem Englisch der Fragen ist es für mich zu einem unlesbaren Stück eigener hobbyjournalistischer Vergangenheit geworden. Es freut mich aber, dass der gute AJ trotzdem noch mit mir kommuniziert.

Turnus & Persistenz

Untertitel des Lesers ist ja ‚Rezensorium der Periodika‘. Dieses GRATITUDE-Ausgabe ist eine Debütnummer. Eine zweite Ausgabe ist im Impressum angekündigt. Allerdings räumt AJ ein, dass es ein Jahr gedauert hat, die erste Ausgabe fertig zu bekommen. Mal sehen was wird …

Auflage

Ungefähr 200 Exemplare wurden bisher verkauft. Das inkluiert eine zweite Auflage. Solange die Leute bestellen wird nachkopiert, so AJ.

Preis

$ 5

Titel & Layout & Extra

Außen ein offenporiges Papier. Im Innenteil ist der Textsatz so nüchtern wie eine Gebrauchsanleitung für Taschenrechner. Dafür gibt es eine variantenreiche Bebilderung unterschiedlichster Comickünstler (natürlich alles in Schwarzweiß). AJ dazu: „Grundsätzlich würde ich mir wünschen wenn mehr Hardcore Punk Zines originale Kunst hätten und man aufhört nur Illustrationen und Fotos zu stehlen.“

Als Extra gibt es ein kleines Poster:

Rampage Cool Breeze lyric Sheet Gratitude Fanzine

Inhalt

Außer in dem seitenlangen Listener’s Guide zu Motorhead findet man  – um wieder auf die Einleitung zurück zu kommen – ausschließlich Interviews mit Vertretern der aktuellen Bostoner Szene.Das Gespräch mit dem Sänger Gil Sayfan, ehemaliger Sänger der aufgelösten Free Spirit, zeigt wie eine dysfunktionale Konstellation von Individuen die spannendsten, leider aber auch kurzlebigsten Musikkapellen entstehen lässt. Anders verhält es sich mit Bane. Sie spielen seit gut 20 Jahren Konzerte und können getrost als gut geölte Maschine bezeichnet werden. Allerdings haben auch ihre Aktivitäten in den letzten Jahren stark nachgelassen. Sänger Aaron Bedard entfaltet im GRATITUDE die Exit-Strategie. Dazu gehört ein letztes Album und eine Abschiedstournee.

Verdikt

Ich bin inzwischen zu alt um noch zu viel Energie in die Verästelung meines Musikgeschmacks zu investieren. Ich beuge mich einfach den Gezeiten meiner Begeisterung für einen Sound, den ich irgendwann als spätpubertärer Teenager lieben gelernt habe. Das soll für die geneigten Fans nicht zum Schaden sein, denn dieses Mal – zum ersten Mal in der Geschichte dieses Blogs – gibt es eine …

Verlosung!!!

Wer drei Platten (sowohl Lp’s oder auch 7″ e.p.’s) nennen kann, bei denen GRATITUDE-Herausgeber AJ McGuire Background-Vocals eingebrüllt hat hat, bekommt eine Ausgabe vom GRATITUDE geschenkt. Habe aber nur noch ein doppeltes Heft, also wird gelost. Lösungen bitte auf eine Postkarte schreiben und an das Postfach schicken. Einsendungen über Twitter oder Facebook gehen auch, werden aber so nachlässig behandelt wie meine Euro-Core Schallplatten. Einsendeschluss ist Edge Day 2014 … Scherz … Einsendeschluss ist der 28. Februar 2014. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Donnerstag, 03. August 2017

TOTAL FILM #260 – SUMMER 2017

Dunkirk Total Film magazine
Montag, 13. März 2017

SIBYLLE 6/89

Sibylle Magazin 1989
Samstag, 11. Februar 2017

ARCH+ Nr. 226, Herbst 2016

ARCH+ 226 Vietnam
Mittwoch, 01. Februar 2017

BRAVO – Nr. 8, 13. Febr. 1997

BRAVO Paddy Kelly
Mittwoch, 11. Januar 2017

Die Epilog – Ausgabe 5, April 2016

Die Epilog 5 Cover
Donnerstag, 05. Mai 2016

BLOCK – No. 2 (2015)

BLOCK Magazin 2
Montag, 28. März 2016

Interview – December 1986

Aretha Franklin Interview Magazine 1986
Donnerstag, 28. Januar 2016

DER PLATOW Brief – Nr. 5 | Freitag, 15. Januar 2016

Donnerstag, 24. Dezember 2015

BONER – OKTOBER 2013 | 3. AUSGABE

BONER – OKTOBER 2013
Donnerstag, 04. Juni 2015

Falter – 18/2015

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